Presse Hannelore Kohl

 

 

 

 

CELLE. Am Ende klatschte niemand. Die Horrorvision eines jeden Schauspielers. Sie wurde am Freitagabend im Malersaal des Schlosstheaters für Solodarstellerin Christina Rohde bei der Premiere von „Hannelore Kohl – Ein Leben im Schatten“ Wirklichkeit. Weil das 2004 uraufgeführte Stück von Sascha Schmidt das Publikum nicht berührte? Nein. Für die endlosen Sekunden der Stille gab es drei gute Gründe: Das überraschend unspektakuläre Aus, die sensible Inszenierung von Regisseurin Ina-Kathrin Korff und die ergreifende Darstellung.
Konditionsstark und konzentriert zeigt Rohde, was sie auf dem Kasten hat - und zwar eine Menge. Die verblüffende äußerliche Ähnlichkeit mit der verstorbenen Ehefrau des Altkanzlers außer Acht gelassen, zeichnet die Schauspielerin die tragische Figur behutsam und anrührend nach. Sie nimmt sich viel Zeit für die Entwicklung des erfundenen Porträts einer Frau, die in den letzten Stunden mit sich und der Öffentlichkeit beziehungsweise dem Publikum abrechnet. Möchte man mosern, so bei den etwas zu harten Brüchen, dem zu drastischen Wechsel der Emotionen. Weichere Übergänge hätten die aus Leid, Stolz, Wut, Trauer und Hass verquirlte Gefühlswelt Hannelore Kohls deutlich gemacht – Kleinigkeiten einer insgesamt schauspielerischen Meisterleistung.
Ebenso gelungen: das Bühnenbild. Nicht nur der mächtige Mann an ihrer Seite, auch eine Lichtallergie zwang Hannelore Kohl zu einem Dasein im Schatten – zuletzt nur noch in abgedunkelten Räumen - bis zu ihrem Freitod durch eine Überdosis Tabletten. Anstelle eines Bungalow-Kellers, in dem die „echte“ Kanzlergattin sich am Ende aufhielt, entscheidet sich Ausstatter Wesko Rohde für eine zeit- und ortlose Variante. Er teilt den Malersaal in Zuschauerraum und erhöhte Bühne. Diese teilt sich in drei schwarze Nischen, versehen mit Schreibtisch, Liege und Heimtrainer. Auf Letzterem strampelt und spielt sich Rohde in der wohl ergreifendsten Szene des Abends die Seele aus dem Leib. Im Zeitraffer spult sie als stets perfekt geschminkte First Lady, Vorbild und Vorzeigegattin, ihre Geschichte runter – brüllt das selbst gewählte Leben an der Seite des Politikers, das sie ein halbes Jahrhundert geschultert hat, gegen immer lauter werdende Rhythmen an. Tränen vor Anstrengung und Wut steigen in die Augen der Schauspielerin, während die Zuschauer einfrieren.
Vielleicht hat der Abend nicht ganz bewirkt, was Korff sich im Vorfeld gewünscht hat: „Das Gefühl, dass Hannelore Kohl bei sich angekommen ist.“ Es geht weit über den reinen Seelenfrieden hinaus. Fragen brodeln weiter: Wieviel Wirklichkeit steckt in der Fiktion? Wieviel Hannelore in den Frauen ihrer und der folgenden Generationen? Ein bewegendes Stück, das nicht mit dem Schluss endet.

 

Silja Weißer

 

 


„Christina Rohde ist es gelungen, ihrer Figur Glaubwürdigkeit zu verleihen. Zudem gelang es Rohde gut, eine innere Dynamik in ihre Rolle hinein zu bringen, die vom ersten bis zum letzten Wort trug.

.. die schauspielerische Bewältigung gelang auf einem beachtlich hohen Niveau“

„Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“

Cellesche Zeitung vom 18.11.2012

„Die drei Akteure haben eine besonders schwere Aufgabe. Sie dürfen nicht auch nur eine Sekunde larmoyant wirken, weil in beiden Fällen die schlichte Würde ihrer Figuren sofort verloren gehen würde. Alfred Sieling in der Titelrolle und Rudolf Schwarz als Nieminen machen das sehr gut, Christina Rohde als Irma macht es noch einen Tick besser- die hohe Kunst der Beschränkung.“

„Der Mann ohne Vergangenheit“

Cellesche Zeitung vom 21.04.2011